Sachsen-Weimar-Eisenach

Sachsen-Weimar-Eisenach

Sachsen-Weimar-Eisenach, Großherzogtum und Bundesstaat des Deutschen Reichs [Karte: Mittleres Westdeutschland I, bei Rheinprovinz], 3615 qkm, (1900) 362.873 (1905: 397.892) E. [s. Beilage: Deutschland], besteht aus drei größern Kreisen (Weimar, in der Mitte; Neustadt, im O., vogtländisches Bergland; Eisnach, im W., am Thüringer Wald und Rhöngebirge) und einigen kleinern Teilen und Enklaven (Allstedt, Oldisleben, Ilmenau und Ostheim). Hauptflüsse: Saale, Ilm, Werra, Unstrut und Elster. Rindvieh-, Schafzucht, Obst-, Forstkultur blühend; Weinbau im Saalegebiet. Bergbau auf Stein-, Braunkohlen, Manganerze; Mineralquellen in Luisenhall bei Stotternheim, Rastenberg, Stadtsulza, Berka. Lebhafte Industrie: Spinnerei, Weberei, Papier, Leder, Porzellan, Glas, Spiel-, Meerschaumwaren etc. Landesuniversität in Jena; 3 Gymnasien, 2 Realgymnasien, 2 Realschulen, 2 Lehrerseminare, 1 Forstakademie (in Eisenach), zahlreiche Baugewerk- und gewerbliche Fortbildungsschulen, Waisen-, Taubstummen-, Blindeninstitut.

Verfassung und Verwaltung. Nach der Verfassung vom 5. Mai 1816 (revidiert 15. Okt. 1850) ist S. eine konstitutionelle Monarchie, erblich im Mannsstamm der Ernestinischen Linie (s.d.) des Gesamthauses Wettin. Nach dem Wahlgesetz vom 17. April 1896 besteht der Landtag aus 33 indirekt gewählten Mitgliedern. Im Bundesrate hat S. 1 Stimme, im Reichstage 3 Abgeordnete. Das Staatsministerium zerfällt in 3 Abteilungen. Oberlandesgericht (gemeinsam für die thüring. Staaten) in Jena, Landgerichte in Weimar und Eisenach (Neustadt a. O. gehört zum Landgericht Gera). Eingeteilt ist das Land in 5 Verwaltungsbezirke (Weimar, Apolda, Eisenach, Dermbach, Neustadt a. O.); Haupt- und Residenzstadt Weimar. Einnahmen und Ausgaben 1905/7: 12,415, Matrikularbeträge 1905: 1,439, Staatsschuld Ende 1904: 2,527 Mill. M (durch Aktivkapitalien mehr als gedeckt). An Truppen stellt das Großherzogtum das zum 11. preuß. Armeekorps (38. Division) gehörige 5. Thüring. Infanterieregiment Nr. 94 (Großherzog von Sachsen). Wappen: im Mittelschild das allgemeine sächs. Wappen, umgeben von den Zeichen von Thüringen, Meißen, Henneberg, Neustadt, Tautenburg, Blankenheim [Abb. 1565]. Orden: der Hausorden vom Weißen Falken (s. Falkenorden nebst Abb. 548). Landesfarben: Schwarz-Gelb-Grün.

Geschichte. Die Linie S. wurde 1640 von Wilhelm, dem fünften Sohne Herzog Johanns von Weimar, gestiftet, teilte sich 1672 in die Linien Weimar, Eisenach (erloschen 1741) und Jena (erloschen 1690), die Ernst August 1741 wieder vereinigte. Ihm folgte 1748 folgte sein Sohn Ernst August Konstantin und diesem 1758 sein Sohn Karl August (s.d.), der 1815 die großherzogl. Würde erhielt, 1816 eine freisinnige Verfassung gab und Kunst und Wissenschaft förderte. Ihm folgte 1828 sein Sohn Karl Friedrich, und diesem 1853 sein Sohn Karl Alexander (s.d.), der sich 1866 Preußen anschloß und 18. Aug. dem Norddeutschen Bunde, 1870 dem Deutschen Reiche beitrat. Ihm folgte 1901 sein Enkel Wilhelm Ernst (s.d.). – Vgl. Kronfeld, »Landeskunde« (2 Tle., 1878-79); Ortloff, »Staatseinrichtungen« (1896).


http://www.zeno.org/Brockhaus-1911. 1911.

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